Angst ist eine der primären Instinkte der menschlichen Spezies. Dieses intensive Gefühl dient in erster Linie dazu, den Überlebensinstinkt zu aktivieren und warnt uns vor Gefahren. Im Idealfall treibt die Angst den Menschen dazu an, einen Weg aus einer Gefahrensituation zu finden. Aber die Angst neigt in vielen Fällen dazu, dass man körperlich wie geistig erstarrt. Sie kann dadurch die eigene Leistungsfähigkeit, rationales Denken und Handeln und die Lebensqualität maßgeblich einschränken.
Wie häufig kommt Angst in der Gesellschaft vor?
Was ist die häufigste Reaktion?
Angststörungen treten schätzungsweise bei bei 5 von 100 Menschen auf (Quelle: psychenet.de) und kommen häufiger vor als Depressionen. Leider werden viele Ängste verleugnet oder ignoriert, was zu krankhaften Angstzuständen sowie Panikstörungen führt. Auch Zwangsverhalten, innerliche Rastlosigkeit oder körperliche Beschwerden können ein Zeichen von beiseite geschobener, verdrängter Angst sein. Ängste zu überwinden heißt, sich diesen zu stellen, diese anzunehmen, zu akzeptieren und im nächsten Schritt diese zu bearbeiten.
Das Verdrängen, Verleugnen oder Ignorieren von Ängsten macht diese nur noch schlimmer
Welche Ängste sind am häufigsten vertreten?
Wie lassen sich diese besiegen?
Die häufigsten Ängste erscheinen für manche Menschen trivial, aber für die Betroffenen sind diese ein Auslöser für enorme Angstzustände. Wie du die häufigsten Ängste überwinden kannst, findest du hier:
Soziophobie
Beispielsweise das Reden vor einem fremden Publikum ist für verhältnismäßig viele Menschen ein Schreckensszenario. Diese Angst, sich vor Zuschauern zu blamieren, bewertet oder abgelehnt zu werden nennt man auch Soziophobie („soziale Phobie“). Diese Angst ist angeboren, natürlich und wichtig. Es ist ein Schutz, denn alleine ist das Überleben schwer. Schon in der Steinzeit lernte der Mensch, dass das Leben in Gruppen leichter ist. Wir sind soziale Wesen, brauchen Menschen, suchen Nähe, Anerkennung und Wertschätzung. Das ist natürlich, normal und wichtig für die psychische Gesundheit.
Die Lösung lautet: Das Angstszenario weiterzudenken, die Gefährlichkeit zu hinterfragen, die Bedeutung davon in 5 Jahren sowie das eigenen Selbstvertrauen zu stärken und sich in Selbstliebe zu üben.
Höhenangst
Auch Höhenangst ist bei vielen Menschen präsent – bei manchen stärker ausgeprägt als bei anderen. Höhenangst äußert sich durch den Drang, sich an etwas oder jemanden festzuhalten. Die Furcht in die Tiefe zu stürzen äußert sich in diesen Fällen durch Anspannung, Unwohlsein bis hin zur Panik.
Hier sollte vor allem an Vertrauen an sich selbst gearbeitet werden, realistische Einschätzungen über die eigenen Fähigkeiten und die Außenwelt geübt werden.
Geldmangel
Geldmangel ist gerade in der heutigen Gesellschaft weit verbreitet. Wer durch schwache Finanzen in Panik gerät, hat große Angst vor dem sozialen Abstieg und fürchtet um die eigene Zukunft. Betroffene haben häufig den Drang wirtschaftlich tätig zu sein und kommen deshalb kaum zur Ruhe. Das pathologische Durchrechnen von Einnahmen und Ausgaben ist ein weiteres Indiz dieser Angst.
Geld bietet Sicherheit. Schon Maslow hat in seiner Bedürfnispyramide Sicherheit als zweite Stufe definiert, die jeder Mensch braucht, um ein zufriedenes Leben führen zu können und weitere Ziele im Leben zu erreichen. Geldmangel definiert weder den Wert des Menschen, noch seine Talente und Fähigkeiten. Geld macht nicht glücklich, aber vermehrt unglücklich – ob zu viel oder zu wenig davon.
Wasser
Die Angst vor tiefem Wasser hält die Betroffenen von vielen Gewässern fern. Sie haben häufig das Gefühl im Wasser einer endlosen Tiefe schutzlos ausgeliefert zu sein. Hier äußern sich ähnliche Verhaltensweisen wie bei Menschen mit Höhenangst.
Um diese Angst zu bekämpfen, sollten vergangene Erfahrungen mit dem Angstobjekt hinterfragt werden. Denn in den meisten Fällen wird durch den Reiz (z.B. Wasser) auf ein früheres, traumatisches Erlebnis reagiert, was nichts mit der aktuellen Situation zu tun hat. Assoziationen können helfen, diese Verbindungen aufzudecken. Was fällt dir zu Wasser ein? Boot – Hai – Anker – Glas etc.
Ungeziefer
Die Angst vor Ungeziefer wie Mäusen, Ratten, Spinnen und Kakerlaken ist keine Seltenheit. Manchmal verspüren die Betroffenen eine generelle Abneigung gegenüber diesen Tieren, die beispielsweise als schmutzig angesehen werden. Andere haben eine ausgewachsene Phobie gegenüber einer spezifischen Art, wie zum Beispiel Spinnen oder Ratten.
Die Angst kommt gepaart mit Ekel. Dabei ist es wichtig zu wissen, dass das Gefühl von Ekel anerzogen wurde und nicht wie fälschlicherweise angenommen, angeboren ist. Dies ist bei anderen Kulturen ersichtlich. Zum Beispiel haben Asiaten keine Probleme, Kakerlaken, lebendige Oktopusse oder Maden zu verspeisen. Hilfreich ist, sich die Tiere genau anzusehen, die angstauslösenden Merkmale (z.B. Körperteile wie Beine, Flügel) zu identifizieren. Mehr Informationen über das Leben und Verhalten der Tiere sorgt für Klarheit und hilft bei der Bewältigung. Des Weiteren kann das Tier vermenschlicht werden, indem es einen Namen bekommt (Personifizierung), vl. gezeichnet wird und dessen Leben beschrieben wird – ähnlich wie in einem Freundebuch: Hobbys, Lieblingsmusik, Eigenheiten, Familie, Berufswunsch etc.
Jeder hat Angst. Angst ist ein wichtiger Schutzmechanismus des Menschen.
Folgen großer Ängste
Große Ängste führen zu vielerlei körperlichen Beschwerden. Stress ist die häufigste Form, da die Angst die Betroffenen rastlos und unruhig werden lässt. Nicht selten treten dabei Magen- und Verdauungsbeschwerden auf, die sich in manchen Fällen sehr schmerzhaft äußern können. Auch Zwangsverhalten und bestimmte Rituale, um sich der Angst zu entziehen oder sich abzulenken, können entstehen. Vermeidungs- und Fluchttendenzen können derartig stark sein, dass der Alltag nicht mehr wie gewohnt bewältigt werden kann. Eine der häufigsten Folgen sind Schlafstörungen (*Werbung) und Albträume, bei denen Betroffene wortwörtlich um den Schlaf gebracht werden.
Deine Träume zeigen, was in deinem Unterbewusstsein los ist.
Vermehrt wird davon geträumt, andere zu retten, was dafür steht, sich selbst retten zu wollen. Auch selbst gejagt zu werden und davonlaufen zu müssen hat eine aussagekräftige Nachricht für den Träumer: Stelle dich deinen Ängsten und laufe nicht mehr davon. Schlafstörungen und Gedankenkreisen führen zu Kraftlosigkeit, Konzentrationsschwierigkeiten und Schwindelanfälle.
Verdrängtes wird sich immer wieder die Aufmerksamkeit suchen und sich in körperlichen Beschwerden zeigen. Damit sagt dir dein Körper: „Stopp, schau hin! Kümmere dich um mich!“
Auch Panikattacken, bei denen man den Körper nicht mehr unter Kontrolle hat, zeigen die innerliche Hilflosigkeit und das gefühlte Ausgeliefertsein. Panik zeigt die Überforderung des Gehirns, mit der Situation klarzukommen. Wir sind in unserem Denken gefangen, unser Kopf ist ein Gefängnis, der Ausbruch unkontrolliert und explosiv.
Was man gegen Ängste tun kann
Blickwinkel ändern
Häufig helfen bei der Überwindung der eigenen Angst zunächst ein anderer Blickwinkel. Da die Angst zuerst im eigenen Verstand existiert, muss dort mit der Überwindung begonnen werden. Auch Informationen können zu Verständnis und Klarheit führen. Ob es das Wissen über Insekten, wie z. B. Spinnen, ist oder das Wissen über Angst, dessen Bedeutung und Notwendigkeit. Wissen ist Macht. Wissen über dich, deine Gedanken, erlernten Glaubenssätze, Verdrängtes, Erlebtes und erlernte (destruktive?) Bewältigungsstrategien. Außerdem beschäftigst du dich damit mit der Angst und stößt diese nicht, wie einen ungeliebten Teil, von dir weg. Sie gehört zu dir dazu, will dir helfen und dich schützen.
Lerne mehr über die Angst selbst und den Angstreiz.
Weiterdenken
Das Weiterdenken der Situation, denn meist erscheinen nur Gedankenfetzen, zeigt, wovor man wirklich Angst hat. Das wiederum kann dann hinterfragt und bearbeitet werden („Entkatastrophisierung„: Was wäre wenn …?)
Angst zeigt sich in Gedankenfetzen. Formuliere die Angst aus, beschreibe das Szenario, denke es zu Ende.
Angst stellen
Sich seinen Ängsten zu stellen, ist unumgänglich, wenn man ein erfülltes Leben leben möchte. Eine schrittweise Annäherung der Angst kann helfen, dies wird auch als „Angstimpfung“ bezeichnet.
Der Weg aus der Angst führt durch die Angst.
Gedanken, Gefühle und Verhalten
Jemand der Angst vor Ungeziefer hat, muss zum Beispiel begreifen, dass diese kleinen Tiere eine noch größere Angst vor ihm verspüren als umgekehrt. Ein Blick auf die dahinterliegenden Gedanken, die das Gefühl der Angst auslösen, kann helfen. Was ist die Situation? Wie verhalte ich mich? Wie fühle ich mich? Welche Gedanken haben diese Gefühle ausgelöst?
Kritisiere nicht das Verhalten oder deine Gefühle. Sie passen immer zu den Gedanken. Arbeite an denen und dein Verhalten wird sich automatisch ändern.
Fragetechnik
Wenn die Gedanken identifiziert worden sind, können diese mithilfe der Fragetechnik („Kognitive Umstrukturierung“) hinterfragt und verändert werden.
Die richtigen Fragen führen zu den wichtigen Erkenntnissen.
Akzeptanz
Gib deine Angst zu. Damit wird dir schon mal eine Last abgenommen. Alles, was du wahrnimmst, kann dir bewusst werden. Wenn es bewusst ist, kann es verändert werden. Alles, was weggeschoben wird, kann nicht geheilt werden. Hör dir zu. Sieh, was in dir los ist. Sei liebevoll und nicht zu kritisch. Akzeptiere negative Gefühle, Ängste, belastende Erinnerungen und angsteinflößende Zukunftsgedanken. Sie sind wahr, jetzt fühlbar und wollen deine Aufmerksamkeit. Akzeptiere es, nimm es an. Erst dann kannst du diese loslassen. Akzeptanz ist der erste Schritt, um Angst zu überwinden.
Alles, was du wahrnimmst, wird dir bewusst. Das, was bewusst ist, kann be(/ver)arbeitet werden.
Reden
Reden, reden, reden – mit Freunden oder mit Experten. Viele Menschen fühlen sich mit ihren Ängsten allein und dadurch noch einsamer, schwächer und hilfloser. Niemand muss die Last alleine tragen. Teile deine Ängste, gib sie zu, sprich darüber und deine Sorgen werden sich leichter anfühlen. Du wirst merken, dass du nicht alleine bist, was dich schon mal stärkt und bemerken, dass andere vielleicht ähnliche Zweifel haben. Suche Verbündete und lass dir helfen.
Du musst nicht alleine in den Kampf ziehen.
Hilfe annehmen
Hilfe anzunehmen, heißt nicht, dass du schwach bist. Wenn dein Auto nicht mehr fährt, suchst du auch die Werkstatt auf und nimmst die Hilfe von Experten an. Du wirst deine geliebte Katze auch nicht selbst kastrieren oder operieren, sondern gehst zum Tierarzt. Bei einer Krebsdiagnose wirst du dich auch liebend gerne in professionelle Hände begeben – so darfst du das auch bei psychischen Problemen.
Wenn dein Auto nicht mehr fährt, nimmst du gerne die Hilfe eines Experten an.
Hoffnung
Der Glaube kann Berge versetzen. Mit Zuversicht kann man Ängste überwinden. Eine positive, optimistische Einstellung ist das A und O der Angstüberwindung. Wenn du an dich glaubst, steigen die Chancen, dass du diese besiegst um 80 %. Menschen, die glauben, wieder gesund zu werden und sich darauf konzentrieren, auf das, was gut läuft, welche Fortschritte es gibt und was bald wieder Schönes in ihr Leben kommen kann, werden mit großer Wahrscheinlichkeit gesund, besiegen Krebszellen, beginnen mit gebrochenen Beinen wieder zu laufen und überwinden jegliche selbst gesetzten Grenzen.
Optimismus und Zuversicht lassen die Erfolgschancen um 80 % steigen.
Ängste lassen sich jedoch immer überwinden, denn sie existieren nur in unserem Kopf. Wir selbst setzen uns Grenzen, reden uns ein, zu schwach zu sein. Ein anderer Blick auf die Quelle der Angst kann helfen, mit dieser umzugehen und diese schlussendlich zu überwinden.
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Alles Liebe,
Sabrina
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