Auch wenn das Wort „hoch“ vorkommt, spricht man hier von Tiefgang – von tiefgehenden, intensiven Gefühlen. Sensibel, feinfühlig, empfindsam, empfänglich, erregbar oder intensiv erlebbar beschreiben Hochsensibilität sehr gut.

20-30 % der Gesellschaft sind hochsensibel

Nach derzeitigem Stand der Wissenschaft ist rund jeder 4. hochsensibel. Gehörst du zu dieser besonders begabten Gruppe?


Definition

Eine Schnecke ohne Haus. Im Regen ohne Regenschirm. Sonnenbaden ohne Sonnencreme.

Sensibel zu sein bedeutet, sehr viel wahrzunehmen, mehr zu fühlen als andere, empfänglicher zu sein für Reize, mehr von der Welt wahrzunehmen als so manch andere. Der Filter oder auch Schutz vor diesen vielen Eindrücken ist die Herausforderung für Hochsensible.

Menschen, die als hochsensitiv gelten, haben eine stärkere Ausprägung der fünf Sinne – sie fühlen, sehen, hören, riechen und/oder schmecken intensiver. Darüber hinaus beschreiben Menschen mit Hochsensibilität oft einen sechsten oder siebten Sinn – auch wenn es nicht erklärt werden kann, nicht klar ersichtlich ist, wird etwas wahrgenommen. Dies kann eine Vorahnung sein, ein besonderes Einfühlungsvermögen, bei dem mehr bemerkt wird, als offensichtlich gesagt oder dargestellt. Es wird auch immer wieder beschrieben, dass in manchen alten Gebäuden, leeren Räumen oder in der Natur etwas nicht Ersichtliches wahrgenommen wird, dies ist eine Art Gefühl, eine wahrgenommene Stimmung, mögliche Ereignisse oder Geschehnisse an diesem Ort.

Hochsensibilität oder 7. Sinn?

Dieser zusätzliche Sinn ist etwas ganz Besonderes, dessen sich die Betroffenen bewusst werden sollten. Auch wenn es nicht erfassbar oder beschreibbar ist, ist es doch da, sollte geschätzt und gewürdigt werden. Allgemein mehr fühlen und wahrnehmen zu können, ist ein besonderes Geschenk, wenn man es versteht, dies zu nutzen und für sich einzusetzen.

Diese besondere Gabe ist ein Wettbewerbsvorteil im Leben, eine Superpower und Türöffner.

Warum tust du, was du tust? Die 2 Motivatoren des Lebens


Merkmale von Hochsensibilität

Hochsensible Menschen sind intelligenter als der Durchschnitt

Hochsensibilität ist vererbbar, stellt also eine Persönlichkeitseigenschaft dar und keine Störung oder Krankheit. Verantwortlich für Hochsensibilität ist ein speziell strukturiertes Filtersystem, das darauf ausgerichtet ist, viele Reize und Informationen wahrzunehmen und sie vor allem intensiver zu verarbeiten, als dies bei Normalsensiblen der Fall ist.

Obwohl nicht alle Hochsensiblen gleich sind, lassen sich bestimmte Tendenzen ableiten. Typische für Hochsensibilität ist:

Fantasie, Perfektionismus, Harmonie, Begeisterungsfähigkeit und Einfühlungsvermögen.

Hier findest du eine Tabelle mit den häufigsten Eigenschaften und Charakteristiken von Hochsensibilität:

Eine besonders detaillierte Wahrnehmung Intensive Wahrnehmung von Reizen und Emotionen
Komplexes Denken und Handeln Starke innere Verarbeitung
Hohe Kreativität Hohe bis sehr hohe Intelligenz
Ausgeprägter Gerechtigkeitssinn Tiefes Bedürfnis nach Sinnhaftigkeit
Hang zu Perfektion Gut ausgeprägte Intuition
Achtsame Kommunikation Harmoniebedürfnis
Verantwortungsgefühl Blick für Zusammenhänge
Stärkere Orientierung an Kooperation statt an Konkurrenz Gute Erinnerungsfähigkeit
Intensive Emotionalität Nervosität, Unruhe bei zu viel Input
Hohe Empathie Vernetztes Denken in großen Zusammenhängen
Häufiges Bedürfnis allein zu sein Ausgeprägte Neugier
Starke Beeinflussbarkeit durch die Stimmung Anderer Intensivere Wahrnehmung von Musik, Kunst
Gute Beobachtungsfähigkeit Gute Fähigkeit Stimmungen bei anderen zu erkennen

Welche davon treffen auf dich zu?


Hochsensibilität oder soziale Angst?

Ähnlich, aber doch ganz anders

Hochsensible Menschen werden aufgrund der Überreizung immer wieder mal mit einer sozialen Angststörung verwechselt, da Situationen mit vielen Menschen oft belastend wirken können. Hierbei sind aber nicht unbedingt die Menschenmassen das Problem oder auch die mögliche Bewertung oder Kritik dieser, sondern rein die hohe Anzahl an Reizen, die zur Überforderung führen. Außerdem ist bei Hochsensibilität keine Konzentrationsschwäche oder Aufmerksamkeitsdefizit zu bemerken – sogar das Gegenteil ist der Fall. Sie funktionieren, nehmen alles wahr und sind aufmerksam und fokussiert.

Was bedeutet die Angst vor?

Arbeitsbuch: Sei stärker als die Angst


Herausforderungen bei Hochsensibilität

Ein Leben in einer Welt voller Gefühle

Natürlich gibt es immer auch Schattenseiten, denn bei hochsensiblen Menschen werden auch Angst, Wut, Scham oder Traurigkeit stärker wahrgenommen und schnell mal überfordernd sein. Menschenmassen und auch deren Gefühle und Verhalten werden erlebt, selbst empfunden und führen zu Überforderung und Chaos im Inneren.

Hochsensible Menschen fühlen sich oft schon in ihrer Kindheit anders als die Anderen, da sie mehr wahrnehmen, mehr spüren und aufgrund der vermehrten Informationen anders reagieren.

Es geht nicht darum, die Gefühle loszuwerden oder zu betäuben. Viel eher ist es das Ziel, einen Umgang damit zu lernen und diese Gabe als Ressource zu sehen. Denn dieses Geschenk, welches dir gegeben worden ist, ermöglicht dir mehr als du im Moment vielleicht vermuten wirst.

So meisterst du deine Gefühle!


Chancen von Hochsensibilität

Mehr wahrnehmen, mehr spüren, mehr erleben

Nur weil man mehr fühlt, ist dies kein Problem oder Grund sich andersartig, schwach oder unpassend zu fühlen. Intensiv zu fühlen kann auch etwas sehr Schönes sein, denn auch angenehme Gefühle wie Freude, Begeisterung, Euphorie oder Dankbarkeit können intensiver erlebt werden – und das würde wohl jeder gerne erleben. Die eigenen Gefühle intensiv spüren zu können und auch die von anderen ist eine Kunst, die man nicht so schnell erlernen kann. Dieses Talent, kleinste Details wahrzunehmen und auch noch viel mehr, was mit dem reinen Auge nicht sichtbar ist, aber doch fühlbar, ist fast wie eine geheime Superkraft.

  • Warum sind hochsensible Menschen wichtig in unserer Welt?
  • Was verpassen andere Menschen, die weniger intensiv fühlen?

Potenziale & Kompetenzen

Hochsensibilität als Superkraft

Da Hochsensible Reize besonders tief verarbeiten, und auch die Wahrnehmung anderer Personen besonders aktiv integrieren können, sind sie in der Lage sämtliche Details einer Situation zu beobachten und zu analysieren, bevor sie aktiv handeln. Ihre vernetzte und holistische Wahrnehmung stellt eine Schlüsselkompetenz der Hochsensiblen dar. Daraus erschließt sich auch ihr besonders ausgeprägtes inneres Wertesystem. Dieses zeigt sich unter Anderem an hohen Ansprüchen gegenüber Glaubwürdigkeit, Ehrlichkeit und an einem stark ausgeprägten Gerechtigkeitssinn. Hochsensible sind auffällig stark um innere Werte bemüht, streben nach Sicherheit und verfügen oft über ausgeprägte Empathie. Dies führt dazu, dass sie verstärkt eigene Werte und die der Menschen um sie herum ausloten.

Daher sollten Hochsensible nicht zu eingeschränkt belastbaren Menschen erklärt werden, besonders wenn ihre natürlich angelegten Mechanismen gestärkt und genutzt werden. Umgekehrt sind Hochsensible als Initiatoren für Veränderungen geradezu prädestiniert und haben die Möglichkeit einen großen Beitrag zur Weiterentwicklung der eigenen Gruppe und Gesellschaft zu leisten.

  • Welche von diesen großartigen Eigenschaften bemerkst du bei dir selbst?
  • Wie kannst du diese für dich nutzen? Welche Vorteile ergeben sich dadurch?
  • Wie hast du in der Vergangenheit deine Sensibilität positiv für dich nutzen können?

Arbeitsbuch: Sich selbst besser kennenlernen & verstehen


Ressource & Umgang

Tipp: Ruhephasen gönnen, bewusstes Annehmen & Akzeptieren der Veranlagung

Häufig entwickeln hochsensible Menschen, aber gerade als Konsequenz aus der Konfrontation mit (negativen) Informationen ein besonders stark ausgeprägtes inneres Wertesystem, das ihnen als Ressource dient.

Hochsensibilität kann unter bestimmten Umweltbedingungen daher durchaus einen Vorteil darstellen. Obwohl sie unter ungünstigen Bedingungen stärker leiden, haben sie gleichzeitig ein großes Potenzial in verschiedenen Umgebungen deutlich besser zurechtzukommen und bei einem unterstützenden Umfeld mehr Gesundheit und Resilienz aufzubauen als Normalsensible.

  • Welche Wertehaltungen stellen für dich eine Ressource da?
  • Wie haben dir diese schon geholfen?

Hochsensible besitzen außerdem ein schnell reagierendes und leicht reizbares autonomes Nervensystem. Das bedeutet, sie reagieren stärker auf ihre Umwelt als andere Menschen. Vor allem unter ungünstigen Lebensbedingungen kann das dazu führen, dass Hochsensible negative Symptome entwickeln. Dazu gehören oft:

  • Leichte Ablenkbarkeit
  • Schnelle Übererregung
  • Neigung zu Rückzug
  • Selbstunsicherheit
  • Neigung zu Ängstlichkeit/Phobien
  • Starke Körperempfindungen bei Reizen, Medikamente, Temperatur, Zusatzstoffe etc.

Stelle dir folgende Fragen, um einen besseren Umgang zu finden.

  • Wie reagierst du bei Reizüberflutung / starken Empfindungen?
  • Wie möchtest du reagieren?

Anteile vs. Gesamtheit

Wir haben sensible und starke Anteile in uns

Die Sensibilität ist ein Anteil von dir – du kannst dich hier schwach und überfordert fühlen. Zugleich hast du aber auch viele starke Anteile in dir. Du kennst Situationen, in denen du selbstbewusst, mutig und stark bist und dich auch dementsprechend fühlst. Beides darf existieren. Du bist nie „nur“ stark oder nur „feinfühlig“. Alles darf da sein, alles wird da sein, jedoch nicht zur selben Zeit.

  • In welchen Situationen fühlst du dich stark und selbstbewusst?
  • Was sagt der selbstbewusste, unbesiegbare, hartnäckige Anteil in dir?
  • Was sagt deine innere, sensible, feinfühlige Stimme zu dir?
  • Warum sind beide Anteile, beide Beraterstimmen wichtig?
  • Was wäre, wenn eine fehlen würde?
  • Wie möchte ich in Zukunft mit meiner Gefühlswelt umgehen?
  • Was tut dir gut, kann helfen, wenn du das Gefühl habe, die Emotionen nehmen überhand?

Hochsensibilitätstest

Eine Einschätzung zur Hochsensibilität kann dieser anerkannte, psychologische Test von Dr. Satow bieten: Psychologischer Test für Hochsensibilität (HSP): https://www.psychomeda.de/online-tests/test-fuer-hochsensibilitaet.html


Noch mehr Wissen über Hochsensibilität?

Wenn du noch mehr über Hochsensibilität erfahren möchtest, findest du auf Audible großartige Hörbücher dazu: Hörbücher – Hochsensibilität

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Quellen:

Böttcher, J., 1. Auflage: Hochsensibilität. Worauf es in der Begleitung Hochsensibler ankommt. Munderfing: Verlag Fischer & Gann, 2018

Elaine N. Aron, Arthur Aron: Sensory-processing sensitivity and its relation to introversion and emotionality. In: Journal of Personality and Social Psychology, 1997

Psymeda.de, Dr. Lars Satow, Diplom-Psychologe, 2008-2022, Test für Hochsensibilität (HSP Test) von Dr. Satow, aufger. 07.2022

*mit freundlicher Unterstützung von Audible.de


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